Auf den Spuren der Römer - Der Limes
München [ENA] Der Limes in Deutschland - Auf der Suche nach den Spuren unserer Vergangenheit begeben wir uns entlang der Deutschen Limesstrasse durch Wälder und über Auen, auf eine Reise zurück in die Geschichte des römischen Reiches, welche uns von der Donau bis hin zum Rhein führt.
Limes ist die lateinische Bezeichnung für einen "Querweg", "Schneise" oder auch "Grenzweg", später allgemein als Grenze bezeichnet. Die offizielle Bezeichnung für den Abschnitt, auf dem wir uns befinden, ist der Obergermanisch-Raetische Limes. Dieser war eine 550 Kilometer lange Absperrung, zuerst nur aus Gräben und Zäunen, später aus Mauern, gesäumt von 900 Wachtürmen in regelmäßigen Abständen und bildete mit ca. 120 Kastellen die Außengrenze des Römischen Reichs. Die ersten Aufzeichnungen reichen bis in das Jahr 9 nach Chr. zurück, jedoch wurde der Wall über Jahrhunderte immer wieder erweitert und verändert. Durch die Germanenzüge im Jahr 259/260 nach Chr. wurden große Teile des Limes und viele der Kastelle vernichtet.
Da wir an der Donau starten, fahren wir den Limes sozusagen rückwärts und starten am eigentlich letzten Turm des Limes 15/46 bei Hienheim. Von hier aus zog sich dieser über die Länge von 550km bis an den Rhein. Die Deutsche Limesstrasse ist erheblich länger, da sie sich durch das Land schlängelt. Dafür sollte man mindestens 4-5 Tage einplanen, vor allem da viele der Türme nur durch längere Fußmärsche erreichbar sind.
Kastell Eining
Das Kastell Eining (lateinisch Abusina) liegt ca. 2km entfernt vom Limes Turm Hienheim auf der gegenüberliegenden Seite der Donau und war ein römisches Militärlager, dessen Besatzung für Sicherungs- und Überwachungsaufgaben am Limes zuständig war. Die Donau bildete dort in weiten Abschnitten bis nach Passau die römische Reichsgrenze. Dies ist eine der wenigen vollständig freigelegten und in ihren Grundmauern rekonstruierten Wehranlagen an diesem Grenzabschnitt.
In Pförring im Donautal befand sich ein Kastell, von dem leider nur noch Reste des Haupttores gefunden wurden. Dieses steht hier als begehbare Stahlkonstruktion, die im Sommer mit einer textilen Bespannung visualisiert, welche Ausmaße das Kastell hatte. Ohne Bespannung wirkt es eher als ein verlorenes Kunstwerk auf einem Acker. Nahe der Burg Altmannstein befindet sich der Limes Knick, ein nicht klar erklärter Einschnitt des sonst fast geradelinig laufenden Limes, von dem jedoch leider nichts mehr zu sehen ist. Durch den Naturpark Altmühltal kommt man vorbei an einigen Überresten der Limes Mauer und der Limes Buche, einer der ältesten Bäume am Limes. Oberhalb von Kipfenberg, am geografische Mittelpunkt Bayerns, findet man im Wald Mauerreste.
Der Erkertshofener Limesturm ist der einzige Nachbau eines steinernen Wachturms aus handbehauenen Kalkbruchsteinen und anliegenden Teilen der Limesmauer. Burgsalach auf der südlichen Frankenalb liegt unmittelbar am Limes, hier findet man nach einem ca. 600m langem Fußweg einen Nachbau aus Holz sowie einige Überreste der Limes Mauer. Noch einmal 2km in den Wald hinein befindet sich die Grundmauern des Burgus, ein einzigartiges Kleinkastell mit Parallelen ausschließlich zu Ausgrabungen in Nordafrika. Vermutlich war hier ein Centenarium (Einheit von 100 Mann) stationiert.
Weißenburg in Bayern
Das Kastell Weißenburg, welches in der Antike "Biriciana" genannt wurde, befindet sich am westlichen Rand der Stadt und ist mit seinen teilweise unterirdischen Bauresten sowie dem rekonstruiertem Nordtor eine wichtige Adresse der Limesforschung. Hier in Weißenburg sollte man sich auch die Zeit für einen Bummel entlang der Stadtmauer zum alten Stadttor und durch die Altstadt nehmen.
Am Fuße des Hesselberg findet man das Reiterkastell Ruffenhofen, welches um 110 nach Chr. gebaut wurde und wohl bis 260 nach Chr. bestand. Hier befindet sich auch das 2012 eröffnete LIMESEUM, welches mit immer wieder neuen Ausstellungen lockt. In der Gemeinde Mönchsroth im mittelfränkischen Landkeis Ansbach befindet sich der Limesturm Mönchsroth, dieser liegt etwas außerhalb, südöstlich von Mönchsroth in einem Landschaftsschutzgebiet direkt am Waldrand.
Auf ca. 6km Länge durchzieht der Limes Park Rainau die Ortsteile Buch, Schwabsberg und Dalkingen mit den schönsten Teilstücken und Einzeldenkmälern am Limes. Direkt an der Jagst gelegen findet man Ausgrabungen eines Römer Bades, nur wenige 100m davon entfernt liegt das Römer Kastell Rainau-Buch. Etwa 3km oberhalb liegt ein Limes Wachturm im Mahdholz sowie Teile der Teufelsmauer, welche vermutlich erst im 2. Jahrhundert fertiggestellt wurde und aufgrund der Länge von über 160km, einer Höhe von 3m und einer Dicke der Mauer von 1,2m nicht umsonst so genannt wurde - konnte dies doch nur ein Teufelswerk sein. Eine weitere Ausgrabung ist das Limestor, welches unter einer modernen Glaskuppel Schutz gefunden hat.
Auch durch das Rotenbachtal bei Schwäbisch Gmünd zog sich der Limes, dieser wurde hier mit über 1500 Soldaten in verschiedenen Kastellen bewacht und kontrolliert, leider sind hier von den original Mauern kaum mehr Teile erhalten. An dieser Stelle findet jedoch ein Konstruktionswechsel der Grenzanlage statt, so stoßen hier die raetische Mauer und die hölzerne Palisade des obergermanischen Limes aufeinander, welches zwei Nachbauten an dieser Stelle deutlich machen. Der Luftkurort Welzheim im Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald war mit zwei großen Kastellen einer der wichtigsten Truppenstandorte am Obergermanischen Limes. Das Westkastell ist vollständig verbaut, vom Ostkastell sind jedoch einige Teile bemerkenswert rekonstruiert.
Im Öhringer Becken wurde das Projekt "Limes Blicke" verwirklicht, welches die Moderne mit der Geschichte verbinden soll. Ein Pfahlwall, welcher sich an der ehemaligen Limes Strecke durch das Becken zieht und sich von einer modernen Aussichtsplattform im Wald bei Pfedelbach aus mit dem Fernrohr erspähen lässt. In Osterburken befindet sich sowohl ein rekonstruierter Wachturm, als auch das am besten erhaltene Römerkastell in Baden-Württemberg, ein Doppelkastell am Südrand des Kirnautals. Leider wurden Teile des Kastells durch die Errichtung einer Siegessäule direkt auf dem Übergangstor unwiederbringlich zerstört.
In Walldürn, dem bekannten Wallfahrtsort, ist ein Wanderweg der als "Limes im Wald" benannt ist. Hier findet man einen Felsmarker sowie das Fundament eines der Wachtürme. Bei Erlensee liegen im Ortsteil Rückingen einige Fundamente eines Römerbades und da diese mitten in einem Wohngebiet gefunden wurden, hat man hier statt das UNESCO Welterbe Denkmal entsprechend zu schützen, kurzerhand einfach einen Kinderspielplatz darauf gebaut und die historischen Steinanlagen dienen nun für die Kinder als Spiel- und Klettergerüste. In Limeshain im Ortsteil Rommelhausen befindet sich am Ortsrand ein schön angelegter Rundgang welcher über verschiedene Holzschnitzfiguren zu einem Wachturm und einer Rekonstuktion des Zaunwall mit Graben führt.
Durch den Hochtaunus, kurz vor Bad Homburg findet man die Saalburg, eine fast komplett restaurierte Burg, vor der sich noch einige Ausgrabungen der sogenanten Versorger Häuser befinden. In Idstein gibt es einen weiteren sehenswerten rekonstruierten Wachturm. Bei Bad Schwalmbach geht es über einen ca. 1 km langen zum Teil recht steilen Waldweg zum Justinusfelsen. Auf diesem Felsen, 200m vor dem Limes, hat sich der römische Soldat namens Januarius Justinus verewigt. Solch eine Felsinschrift ist am Limes einzigartig. In der kleinen Taunusgemeinde Pohl befindet sich das Limeskastell Pohl, ein nach aktuellem Forschungsstand authentischer Nachbau eines Kleinkastells mit einem Wachturm. Diese einzigartige Anlage ist als Freilichtmuseum konzipiert
Auf dem Weg über Berg, Schweighausen, Becheln nach Bad Ems quert man mehrfach die Grenze des Limes, der sich geradlinig duch das Land zieht. In Bad Ems, südlich der Lahn auf dem Wintersberg befindet sich die älteste Rekonstruktion eines Limesturmes, welcher 1874 auf den Grundmauern des original Limesturms zu Ehren von Kaiser Wilhelm I. erbaut wurde. Beeindruckend bei der Fahrt durch Bad Ems ist auch das direkt am Fluß gelegene Grand Hotel welches im Stil eines Palastes erbaut wurde.
In Arzbach begibt man sich auf einen 600m langen Aufstieg auf den "Großen Kopf", auf dem der sog. Stefansturm mit einem schönen Panorama-Ausblick steht. Von hier aus kann man sich gut vorstellen, wie sich der Limes Wall durch die Landschaft schnitt. Weiter quert man die Limesgrenze erneut von der Germanen zur Römer Seite und finden am Ortsrand von Hillscheid einen weiteren Wachturm. Rheinbrohl ist der eigentliche Beginn des Limes und für diese Tour damit das Ende. Hier befindet sich der Nachbau des Turm 1/1 sowie die Kopie eines Grabsteins des römischen Feldzeichenträgers Pintaius der V Cohorte Asturum von dem das Original im Rheinischen Landesmuseum in Bonn zu sehen ist.
Es befinden sich noch viele weitere Türme und Kastelle auf der Strecke, diese sind jedoch meist nur über lange Wanderwege von mehreren Kilometern erreichbar. Aufgrund der aktuellen Corona Regeln sind die meinsten Museen und Attraktionen leider geschlossen, die Türme und Kastelle sind jedoch zum größten Teil frei zugänglich.